6. Juni 2020 Von Filzstift 0

Projekt „Skizzenbuch“ Fortsetzung 1

Lektion 1: Kontur und Ausdruck (Forts.)

… mehr über Kontur

Die Teile der Gestalt sind ziemlich einfach in sich selbst: ein Arm, ein Finger, ein Fuß … Aber die Art und Weise, in der sie zusammen passen, der Arm in der Schulter, der Fuß am Unterschenkel, ist sehr schwierig. Sie passen nicht in einer statischen Weise zusammen, sondern immer in Bewegung.

Die wenigsten Studenten setzen sich hin und folgen einer Form mit all ihren Nuancen der Bewegung, all den feinen Übergängen von einem Teil zum anderen. Die Konturübung (s. Übung 1) befähigt dich, diese Übergänge zu bemerken, weil du der lebenden Form folgst, ohne die Augen davon zu lösen. Man entwickelt so ein Gefühl für Proportion neu, das sehr verschieden sein mag von dem Wissen um die Proportion – aber es ist ebenso wichtig für den schöpferischen Künstler – wichtiger!

Die Kontur im Raum

Die Kontur irgend einer Form in der Natur ist niemals auf einem Plan, sondern – wenn du ihr folgst – ständig im Raum sich wendend. Der Arm geht zum Beispiel ebenso rund herum wie abwärts. Die Kontur scheint sich manchmal zurück zu drehen und dann wieder nach vorn, hin zu dir. Auf diese Weise wirst du fühlen, dass du manchmal zurück in das Papier zeichnest und manchmal vorwärts, ebenso aber gleichzeitig abwärts (beim hängenden Arm oder stehenden Bein).

Lektion 2: Das Verständnis für den Ausdruck

Nicht nur auf die Bewegung schauen, die das Modell macht, sondern den IMPULS verstehen, der im Modell wirkt und die Stellung verursacht, die man sieht. Die Zeichnung beginne mit dem Impuls nicht mit der Stellung. Ein Mensch kann ruhig oder in Bewegung, gespannt oder in Ruhestellung sein: MAN MUSS TEILNEHMEN AN DEM, WAS DAS MODELL TUT. Man muss sich mit ihm identifizieren.

Übung 3

Mögliche Stellung

Das Modell nimmt eine Minute eine Stellung ein, und du machst eine Kritzel-Zeichnung. Anstatt die Stellung zu zeichnen, die du siehst, zeichne die Stellung die das Modell in der nächsten Sekunde einnehmen könnte!

Wenn du an die ganze Figur denkst, wird der Ausdruck 3-dimensional: die volle Form im Raum.

Übung 4

Blitzstellung

Das Modell steht nicht am Stand, es eilt zum Stand, macht etwas im Bruchteil einer Sekunde und verlässt den Stand so schnell wie möglich. Die Aktion soll einfach sein: Hand an die Stirn legen oder den Arm heben.

Mach eine Blitz-Kritzelzeichnung, lediglich die grundlegende Reaktion in dir registrierend.

Ausdruck besteht darin,
wie eine Zeitung liegt,
wie ein Vorhang hängt.

Gegenstände (Lampen, Stühle etc.) sind für eine bestimmte Funktion (Absicht) gemacht und diese Absicht bestimmt ihre Form und ihren „Ausdruck“ (Bohrer, Messer, Ball etc.)

Übung 5

Ausdruck

Einen Baum zeichnen: Beginne am Boden und in einer lockeren, leichten, sensitiv-suchenden Weise. Bewege den Stift aufwärts, so wie du fühlst, dass der Baum sich aufwärts bewegt, aufwärts und an den Zweigen entlang. Lasse deinen Stift dem Sinn der Bewegung durch den Stamm, die Äste zu den Blättern folgen.